Editorische Hinweise

Einige Schriften des Bordiga’schen Werkes fanden wir Mitte der 1980er Jahre auf Deutsch vor; vor allem ein nicht kleiner Teil der in der unmittelbaren Zeit nach dem II. Weltkrieg geschriebenen Texte zur „Parteifrage“ waren von der IKP angehörenden oder nahestehenden Genossen ins Deutsche übersetzt worden. Wir überarbeiteten diese Texte, zum Teil, weil wir inhaltliche Mängel darin sahen, mehr noch, weil wir die doch sehr polemische und triumphalistische Sprache in den italienischen Originalen nicht wiederfanden. Wir knüpften an diese Arbeit, die nicht weitergeführt worden war, an. Da wir zurzeit keinen politischen Zusammenhang kennen, in dem kollektive Arbeit möglich ist, müssen unser Interesse und unsere Sympathie für diese historische Schule sprachliche Mängel und inhaltliche Unsicherheiten ersetzen. Aufgrund der durch den bürgerlichen Alltag erzwungenen toten Betriebsamkeit mindestens zur Hälfte vernutzten Zeit und Kraft kann der Übersetzungsarbeit nicht die Aufmerksamkeit und Sorgfalt zukommen, die wünschenswert und notwendig wäre. Die Übersetzungen unterscheiden sich aber auch qualitativ, insofern wir die italienische Sprache vor Jahren nicht so beherrschten wie heute, noch mehr aber, weil sich uns das Verständnis für das Werk Bordigas erst mit den Jahren besser erschloss. Wir werden alle Texte noch einmal durchsehen, bevor sie ins Netz gestellt werden, sehen uns allerdings außerstande, auch weil wir versuchen wollen, weitere Texte ins Deutsche zu übertragen, alle mangelhaften Übersetzungen noch einmal gründlich zu überarbeiten. Nichtsdestotrotz glauben wir, dass alle Texte als Arbeitsmaterial durchaus brauchbar sind.

Zur besseren Handhabung haben wir die Schriften Bordigas in fünf Kategorien eingeteilt, wovon zwei die Arbeiten zusammenfassen, die vor 1945 verfasst wurden, und die drei restlichen Kategorien bis in das Jahr seines Todes, 1970, reichen. Im Besonderen:

„Alfa“ (ein von Bordiga gebrauchtes Pseudonym), Texte bis 1945, die in den verschiedenen Organen sowohl der Sozialistischen Partei als auch ab 1921 der Kommunistischen Partei Italiens publiziert wurden.

„Kongresse der KI“, alle in den Protokollen der III. Kommunistischen Internationalen veröffentlichten Beiträge.

„Filo del tempo“, eine Rubrik, zuerst in „Battaglia comunista“ später in „Il programma comunista“ fortgeführt, in der die Invarianz der Theorie durch den „Faden der Zeit“ des „Gestern – Heute – Morgen“ dargestellt wird.

„Prometeo“, der italienische Name des Göttersohns Prometheus, der dem Mythos nach den Menschen das Feuer brachte, sie damit unabhängig von den Göttern machte und den Anbeginn der „Vorgeschichte der Menschheit“ kennzeichnet, steht für die Schriften nach 1945.

„Riunioni“ beinhaltet die Beiträge Bordigas zu den Versammlungen der IKP, die sich jeweils einem Themenkomplex widmeten.

Das Datum, das den einzelnen Titeln vorangestellt ist und den (wahrscheinlichen) Entstehungstag der Texte anzeigt, haben wir der Bibliographie von Peregalli und Saggioro entnommen.

Eine womöglich „freie Diskussion“ der hier veröffentlichten Texte, die sich zwangsläufig auf einen, aus der heutigen Lage vielleicht verständlichen, nichtsdestoweniger jedoch hilflosen „Wettstreit der Ideen“ beschränkt, lehnen wir nicht nur aus einem Mangel an Zeit und Kräften ab, was nicht ausschließt, dass wir auf bestimmte Nachfragen eingehen werden. Wir stimmen mit Bordiga überein, dass es sich beim Marxismus um eine historische Schule handelt, die man entweder als Ganzes annimmt oder, wenn anderen Schulen der Vorzug gegeben wird, verwirft.